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Was ist das Besondere?

Fundament unserer Schule sind gesellschaftliche Werte, die aus der jüdischen Tradition, Kultur, Erziehung, Bildung  und Religion erwachsen. Wir vermitteln diese Werte, indem wir sie gemeinsam im Schulalltag leben, unabhängig von der religiösen oder konfessionellen Bindung unserer Schüler*innen und Lehrer*innen. 

Was bedeutet das?

  • Alle Schüler*innen besuchen den Religionsunterricht in israelitischer Religionslehre
  • Wir feiern die jüdischen Feste im Jahreskreis
  • Alle Schüler*innen lernen modernes Hebräisch als weitere Fremdsprache
  • Wir erweitern unseren Fächerkanon um die Fächer „Jüdische Literatur und Geschichte“ (Unterstufe) bzw. „Judaistik“ (ab 8. Jahrgangsstufe)
  • Wir ermöglichen religiöse Bildung durch Schacharit, sowie Talmud- und Torastudien (Oberstufe und Wahlkursbereich)
  • Wir gedenken der Shoah und pflegen eine eigene Erinnerungskultur

מיזֶהוּ חָכָם? הַלּוֹמֵד מִכָּל אָדָם

Wer ist weise? Der von jedem lernt.(Schimon Ben Soma, Pirke Awot – Sprüche der Väter 4,1)

Im vierten Kapitel der Pirke Awot, also der Sprüche der Väter, lesen wir den obenstehenden Ausspruch des Gelehrten Schimon Ben Soma, den er aus Psalm 119 ableitet. Auf diesen Leitsatz baut auch das Konzept von Torah uMadah (Torah und weltliche Bildung) des einflussreichen Rabbiners Joseph Ber Soloveitchik auf. 

Weltliche Bildung solle seinem Verständnis nach das Verständnis der Torah befördern und jüdische Bildung solle umgekehrt dem Verständnis von und dem Leben in der modernen nichtjüdischen Welt dienen. Es ist eine Bildungssynthese, die auf andere Weise auch akademische Gelehrte wie Gershom Scholem oder Martin Buber gelebt haben.

Im jüdischen Profil unseres Gymnasiums wird diese Synthese weitergeführt und es werden umfangreich, fundiert, vielfältig und komplex jüdische Inhalte vermittelt. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen gemäß dem Ausspruch von Schimon Ben Soma von jedem lernen, um Wissen und Weisheit entgegenzustreben. 

Sie sollen sich in der jüdischen Tradition wohlfühlen und ihren ganz eigenen Platz in der jüdischen Gemeinschaft finden. Unter Beachtung der religiösen Bräuche und Überzeugungen ihrer jeweiligen Familien sollen die Schülerinnen und Schüler ihre eigene jüdische Identität entdecken, formen und stärken.

Mädchen wie Jungen sollen sowohl mathematische Gleichungen lösen, die Geschichte und Systeme verschiedener Länder begreifen, chemische Formeln aufstellen, am Computer programmieren und fremdsprachige Romane lesen können, aber sie sollen zugleich jüdische ethische Werte leben, einen Kiddusch rezitieren, seine Geschichte und Relevanz verstehen, sich in einem G’ttesdienst zu Kabbalat Schabbat zuhause fühlen, die Lieder in einem G’ttesdienst mitsingen und dessen Aufbau, seine Herkunft und Poesie ergründen können. 

Die Schülerinnen und Schüler sollen erfahren, wer wichtige jüdische Persönlichkeiten wie Mosche Rabenu, der Rambam (Maimonides), Raschi, Paul Celan, Franz Kafka oder die oben erwähnten Rav Soloveitchik, Gershom Scholem und Martin Buber sind, was sie gemacht oder geschrieben haben, was sie vertreten haben und was sie zur jüd ischen Religion und Kultur oder zur Menschheit im Ganzen beigetragen haben. Sie sollen jüdische Denkerinnen und Denker aus verschiedenen Epochen und verschiedenen Ecken der Welt kennen lernen und von ihnen allen lernen. 

Das Jüdische Gymnasium möchte den Schülerinnen und Schülern den Reichtum, die Fülle, die Vielfalt unserer Religion und Kultur erfahrbar machen. Sie sollen sich dadurch mit und in ihrem Jüdischsein gut und selbstsicher fühlen, sich in der Synagoge und im Gemeindezentrum wohlfühlen, ihre jüdische Identität in einer nichtjüdischen Umwelt behaupten können und sowohl ihre jüdische als auch nichtjüdische Umwelt durch ihre jüdisch-ethische Bildung positiv prägen.

Ebenso sollen die Schülerinnen und Schüler ein historisches Bewusstsein über die Besonderheit der jüdischen Existenz in diesem Land entwickeln. Denn Deutschland ist nicht nur das Land der Shoah; es ist auch das Land von Raschi (zusammen mit Maimonides wohl der wichtigste Rabbiner des Mittelalters), Glikl von Hameln (die die erste Autobiographie einer deutschen Frau geschrieben hat), Moses Mendelssohn (der Begründer der Haskalah, also der jüdischen Aufklärung) und Berta Pappenheim (die Mutter der Zentralwohlfahrtstelle ZWST) und das Land, in dem tatsächlich alle drei heute größten jüdischen Strömungen ihren Ursprung nahmen: das modernorthodoxe, das konservative Judentum und das Reformjudentum. 

Es ist ein komplexes, ein reiches, ein schwieriges, ein faszinierendes, ein unvergleichliches Erbe. Jede Schülerin, jeder Schüler an unserer Schule soll es nach dem Leitsatz von Torah uMadah kennen lernen und sich immer wieder in Erinnerung rufen, wie es alle jüdischen Generationen zuvor getan haben: „Esehu chacham? Der von jedem lernt.“